ESSAY-
Essay-
Die Welt verbessern wollen
© Bernd Helge Fritsch
Heilige, Kirchen-
„Solange die Heiligen nicht aussterben,
hören die großen Räuber nicht auf!“
Dschuang Dsi
Häufig war es gerade das Bestreben der Menschen die Welt zu verbessern, welches zu
Kriegen und großem Leid geführt hat. Man denke nur an die unzähligen Religionskriege,
die dazu dienen sollten dem wahren „heilbringenden“ Glauben zum Durchbruch zu verhelfen.
Erinnern wir uns an die Inquisitions-
Denken wir daran, wie ursprünglich „gutgemeinte“ politische Ideen, wie zum Beispiel der Kommunismus, zu Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung von Millionen Andersdenkender geführt haben. Erinnern wir uns an die Folgen der „Ideale“ des Nationalsozialismus. Denken wir an die Auswüchse und Ungerechtigkeiten des angeblich Freiheit und Wohlstand bringenden Kapitalismus!
Und das Erstaunlichste, bei all diesen Verirrungen der Menschen, besteht darin: Dennoch ist die Welt vollkommen so wie sie ist! Warum?
Die Welt dein Spiegelbild
Die Welt, so wie wir sie gewöhnlich wahrnehmen, die Welt der äußeren, vergänglichen Formen ist nur ein Spiegelbild unserer Seele. Zugleich ist sie ein Spiegelbild der Denkweise aller übrigen Seelen der Welt, weil wir mit diesen untrennbar verbunden sind.
Mein Denken formt „meine“ Welt und das Denken aller anderen Menschen formt „unsere gemeinsame“ Welt, die Welt der Erscheinungen.
Wenn die äußere Welt nur ein Spiegelbild unserer Seele ist, macht es keinen Sinn dieses Spiegelbild durch äußere Behandlung verändern zu wollen. Keine Frau, die sich ihr Gesicht schminken will, wird ins Badezimmer gehen um dort ihr Spiegelbild mit Farbpuder zu bepinseln und mit Lippenstift zu bemalen.
Das Bild im Spiegel ist nicht die Wirklichkeit. Solange wir dieses Spiegelbild behandeln wollen, unterliegen wir einer optischen Täuschung. Wir verhalten uns wie Kanarienvögel, die in einem Spiegel in ihrem Käfig ihr Abbild entdecken und versuchen mit diesem „Kollegen“ in Kontakt zu treten.
Es gilt also zu erkennen, dass wirksame, anhaltende Veränderung in der Welt der Formen nur indirekt dadurch erreicht werden kann, dass wir uns selbst, unser Bewusstsein verändern. Nur wer achtsamer, präsenter, liebevoller und einsichtsvoller wird, kann „sein“ Schicksal und seine Welt zum Guten verändern. Und weil wir Menschen alle „Eins“ sind, werden wir dadurch auch allen anderen Menschen helfen, bewusster zu werden.
Erkenne: Diese Welt ist deine Projektion! Beobachte dein Denken und deine Emotionen! Werde präsenter, werde bewusster. Rette dich selbst und du rettest die Welt! Erkenne dich selbst, so veränderst du dich und die Welt!
Alles ist vollkommen
Die äußere Welt, das heißt die Illusionen, die durch unser Denken, durch unsere Projektionen
entstehen, verursachen grundsätzlich noch kein Problem. Die Welt der Maya kann sogar
ein sehr schönes Spiel sein, bei dem wir teilnehmen und viel lernen dürfen. Die Probleme
entstehen erst dadurch, dass wir das Schauspiel unseres Erdenlebens nicht durchschauen.
Wir unterscheiden nicht zwischen dem Traum der, von uns selbst geschaffenen, Maya-
Die Menschen glauben an Mangel und Vergänglichkeit. Deshalb gibt es für sie Mangel
und Vergänglichkeit. Damit verbunden sind ihre Ängste, welche wiederum die Ursache
des Ego-
Nichts zu wissen und nicht zu wissen, dass man nichts weiß
ist der Grund für endloses Leiden
Nissargadatta
Die Gottheit, die wir sind
Die Gottheit selbst – der Wesenskern eines jeden Menschen – hat sich für die Dauer
ihres Erdenlebens an einen Körper gebunden (inkarniert). Sie ist durch diesen Körper
beschränkt und muss den Bedürfnissen dieses Körpers entsprechen. Sie teilt die Freuden
und Leiden dieses Körpers. Zudem hat dieser inkarnierte Gott die Fähigkeit zu denken
(zu analysieren und bewerten) entfaltet. Auf diese Weise wurde die Gottheit zum Menschen,
zu einer Seele. Diese Seele setzt sich – wie bereits im letzten Essay-
Die „unwissenden“ Menschen kennen nicht das Wesen ihrer Seele. Sie leben deshalb auch im Wachzustand in einer Traumwelt. Sie identifizieren sich mit ihrem Körper und ihren Gedanken, mit ihren Schwächen und Begrenzungen. Sie erkennen nicht, wie sie „ihre“ Welt durch ihr Denken und ihre Projektionen vorerst erschaffen und sodann mit dieser, von ihnen selbst produzierten Welt, konfrontiert sind. Sie kennen nicht die Realität, das Unvergängliche hinter allen Erscheinungen, sie haben keinen Bezug zur ihrem eigenen stets vollkommenen, göttlichen und glückseligen Sein.
Unsere Begrenzungen auflösen
Das Chaos in der Welt, oder besser gesagt, in der Seele des Menschen kann überwunden werden. Es ist dadurch entstanden, dass der Mensch gefangen ist in seinem dualen „Gut und Böse – Denken“. Der Mensch befindet sich permanent in einem Spannungsfeld zwischen dem was er liebt und dem was er nicht liebt. Wir leiden unter dem was uns nicht gefällt und verurteilen und bekämpfen es. Zugleich hängen wir an dem was wir haben wollen, was uns gefällt und laufen unserem Glück hinterher. Doch all das, woran wir hängen hat seine duale Kehrseite und ist zudem vergänglich. So entsteht das Elend der Welt.
Überwunden werden kann dieses Chaos in uns nur dadurch, dass wir die Vollkommenheit
des Seins hinter unseren „Welt-
Denke Vollkommenheit, lebe Vollkommenheit und du wirst
die Vollkommenheit, die du bist, verwirklichen!
Gleichgültigkeit und Tatenlosigkeit?
Führt die zuvor aufgezeigte Einstellung, wonach wir die äußere Welt nicht direkt verändern können und dass ohnedies alles gut und vollkommen ist, nicht zu Gleichgültigkeit und Tatenlosigkeit gegenüber dem Leid in der Welt? Nein! Im Gegenteil. Wer erkannt hat, wer erwacht ist, fühlt sich eins mit allem Sein. Er ist voller Liebe und Mitgefühl anderen gegenüber. Er verweilt nicht in Untätigkeit. Er praktiziert Wu Wei. Er fühlt sich als Werkzeug und Diener des allumfassenden Seins, mit dem er in seinem Wesensgrunde identisch ist.
Doch er handelt nicht getrieben von den dualen Denkgewohnheiten seines Egos. Er befindet sich auch im Alltag, bei all seinen Aktivitäten, neben all den erforderlichen gedanklichen Prozessen, in einem meditativen Zustand der Stille und der Harmonie mit dem Sein. In dieser Verfassung spürt er intuitiv was in der jeweiligen Situation zu tun oder zu lassen ist. Er bildet sich dabei nicht ein der „Täter“ zu sein. Er beobachtet wie „ES“ geschieht und ist sich dabei seiner Einheit mit diesem „ES“ bewusst.