ESSAY-
Essay-
Erlösende Weisheit (Teil 1) -
© Bernd Helge Fritsch
Yoga bedeutet „Eins-
Es gibt verschiedene Yoga-
Nach dem hinduistischen Verständnis ist die Wurzel von allem Übel, von allem Leid
und aller Probleme das „Nicht-
„Nicht-
Alle Weisheitslehren, alle Religionen gehen davon aus, dass jedes Ding (die ganze Natur, umfassend alle Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen) aus dem universellen Geist entsteht. Die Materie kann nicht aus sich heraus Dinge und letztlich sogar Gedanken und Gefühle, Weisheit und Liebe erschaffen. Die unglaubliche Vielfalt, Schönheit und Weisheit der Schöpfung ist ein Abbild, ein Ausdruck des universellen Spirits, aus dem alle Erscheinungen hervorgehen. In vergleichbarer Weise entsteht jedes Menschenwerk, zum Beispiel ein Haus, vorerst im menschlichen Geist. Ohne die vorangehende Planung und Vorstellung der Form und der Materialien des Hauses kann kein Haus in die Erscheinung treten.
Die Bhagavadgita beschreibt den allumfassenden Geist mit den Worten:
Er ist innerhalb und außerhalb aller Wesen. Er bewegt alles und ist doch selbst in Ruh. Er ist unendlich fern und dennoch nah.
Er ist unteilbar und scheint doch unter allen Wesen aufgeteilt zu sein. Alle Wesen trägt er, lässt sie entstehen und untergehen.
Er ist das Licht der Lichter. Weilt jenseits aller Finsternis. Er ist das Subjekt, Objekt und das Ziel des Wissens. In allen Herzen ruhet er.
(Gita XIII,15-
Der universelle Geist ist grenzenlos und daher nicht mit dem Verstand greifbar. Er ist allumfassend, alles entsteht aus ihm. Er birgt unbegrenzte Möglichkeiten von Erscheinungen in sich, die jedoch nur zu einem kleinen Teil manifestiert sind. Er ist Alles und zugleich das Nichts. Alle Schöpfung ist durchdrungen von ihm und daher in der Essenz sogar identisch mit ihm. Alle Atome und daher auch jede Zelle unseres Körpers stammen aus ihm. Wie die moderne Physik aufzeigt ist alle Materie lebendig, in ständiger Bewegung. Sie besteht nur aus Energie, aus Schwingung in hoher Frequenz. Sie ist Geist in sichtbarer Form.
Die Idee der Einheit allen Seins wird besonders deutlich und radikal von der hinduistischen „Advaita – Philosophie“ vertreten, die sagt: „Es gibt nur Eines und kein Zweites!“ Nach dieser Philosophie gibt es keine voneinander getrennten Dinge und Lebewesen. Trennung erscheint erst durch unseren analytischen, dual denkenden, auf die Sinneswahrnehmungen beschränkten Verstand. Was der gewöhnliche Mensch daher sieht und glaubt ist „Maya“, die große Illusion. Diese große Täuschung ist die Wurzel all unserer Probleme.
Dazu eine kleine Geschichte: Der kleine Franzi hat Erstkommunion. Der Pfarrer, der die Zeremonie vollzieht, fragt die Kinder: „Wo ist Gott?“ Niemand antwortet. Darauf der Pfarrer: „Wer mir sagen kann wo Gott ist, bekommt von mir eine Orange!“ Da meldet sich der kleine Franzi: „Und wenn Sie, Herr Pfarrer, mir sagen können, wo Gott nicht ist, bekommen Sie von mir zwei Orangen!“
Auch der Mensch und mit ihm sein Geist und seine Schöpferkraft gehen zurück auf den
universellen Geist. Doch wir sind nicht nur ein Produkt des universellen Geistes.
Man kann sagen unser individueller Geist trägt alle Gene des „Gott-
Die Weisheit und Vollkommenheit der Lebensbedingungen auf unserer Erde, die wunderbar
lebensspendende Kraft unserer Sonne und die über das Fassbare hinausgehende grenzenlose
Weite des Kosmos sind offenkundig. Die Herrlichkeit und Vollkommenheit allen Lebens
zeigt sich in der verschwenderischen Vielfalt und Schönheit der Mineralien, Pflanzen
und Tiere. Der Mensch allerdings scheint ein Sonderfall zu sein. Zugegeben auch sein
Körper, seine Denk-
Der Mensch, „die Krone der Schöpfung“, der laut Altem Testament zum „Ebenbilde Gottes“
geschaffen wurde, unterscheidet sich von den Tieren insbesondere durch seine Fähigkeit
der Reflexion. Er kann sich und die Welt nicht nur wahrnehmen und instinktiv auf
Ereignisse reagieren, sondern er kann über all seine Erfahrungen „Nach-
Die spezielle Art wie unser Denken „programmiert“ ist, wurde uns vom universellen
Geist vorgegeben. Wir haben uns das nicht „erdacht“ oder ausgesucht. Dieses Programm,
vergleichbar mit einem Computer-
Der „Segen“ der Denkfähigkeit besteht darin, dass sich der Mensch, wie in der Schöpfung vorgesehen, mit ihrer Hilfe die Welt weitgehend „untertan“ (siehe 1.Mose 1,28) machen konnte. Wir verdanken unserem Denken viel „Wissen“ um die Naturgesetze. Alle technischen und medizinischen Errungenschaften der heutigen Zeit beruhen auf unserem Denkvermögen. Aus diesem Denken entspringen die Geschenke wie Wohngebäude, Wasser aus der Wasserleitung, Kanalisation, Strom aus der Steckdose, Straßen, Autos, Telefon, Bekleidung, Nahrungsmittel die man an jeder Ecke kaufen kann, medizinische Versorgung und vieles andere. Sie sind uns so selbstverständlich geworden, dass viele auf Dankbarkeit längst vergessen haben.
Das „Geschenk“ unseres Denkprogramms geht weit über das „Wissen um die Naturgesetze“ hinaus. Es ist die Basis der Freiheit des Menschen. Darauf werde ich später näher eingehen.
Und nun wollen wir uns mal den „Fluch“ unseres „Denkprogramms“ näher anschauen. Wir wollen uns fragen: Weshalb ist das Leben für die meisten Menschen wenig freudvoll? Weshalb haben die Menschen jede Menge Ärger und Stress? Weshalb machen sie sich Probleme und Sorgen? Weshalb sind sie nie restlos glücklich und zufrieden?
Mit „Viel Wissen“ ist nicht zwangsläufig Weisheit verbunden. Das Leiden der Menschen resultiert aus ihrer Sucht die Welt in Kategorien von „gut“ und „böse“ einzuteilen. Der Ursprung dieser Sucht wird im Gleichnis vom „Sündenfall“ im 1.Buch Mose 2,16 ff treffend geschildert.
Es gehört zum Überlebenstrieb des Menschen, das auszuwählen, was für seinen Körper und sein Gefühlsleben angenehm und förderlich ist und das zu meiden, was nicht so gut „schmeckt“ oder vielleicht sogar gesundheitsschädlich oder gefährlich ist. Auch Tiere folgen diesem Trieb in perfekter Weise. Eine Ziege auf der Weide wählt zuerst die wohlschmeckendsten Kräuter. Gibt es diese nicht mehr, so frisst es die nächstbesten. Sie ist allerdings dabei immer im Einklang mit dem, was sie vorfindet. Sie ärgert sich nicht darüber, wenn die besten Kräuter nicht mehr vorhanden sind. Sie beschuldigt nicht ihre Weidegenossen, dass sie zu gierig gefressen haben. Sie denkt nicht darüber nach wie schön es gestern war. Sie sagt sich nicht: „Gestern war es so herrlich auf dieser Wiese und wie schrecklich ist es heute!“ Sie bedauert sich nicht: „Ach wie arm ich jetzt bin, dass ich andere Pflanzen fressen muss!“. Sie beneidet keine anderen Ziegen auf der Nachbarweide, die vielleicht bessere Kräuter haben. Sie stresst sich nicht und schmiedet nicht rastlos Pläne wie sie zu besseren Gräsern kommt. Sie sorgt sich nicht um den nächsten Tag. Und sie betet auch nicht zum Himmel, dass ihr Gott in ihrer Not zu Hilfe kommt.
Der Mensch erlebt Angenehmes und Unangenehmes. Durch seine Reflexionsfähigkeit erinnert
er sich an das, was ihm gefallen hat und an das, was ihm nicht gefallen hat. Soweit
so gut. Doch jetzt beginnt sein Drama: Er beurteilt das, was angenehm war als „gut“
und das, was ihm nicht so gut gefallen hat als „schlecht“ („böse“). Statt einfach
zufrieden zu sein, mit dem, was ihm das Schicksal jeweils zuteilt, „entscheidet“
er (unbewusst) bei der Begegnung mit dem, was er als angenehm und daher als „gut“
einstuft, glücklich zu sein. Begegnet er dem, was er als „schlecht“ beurteilt, so
„entscheidet“ er (reflexartig) zu leiden und unglücklich zu sein. Er erkennt dabei
nicht, dass sein „Bewerten“ die Dinge „gut“ oder „böse“ macht. Er erkennt nicht,
dass er fortwährend selbst über sein Glücklich-
Würde er ohne Bewertung und ohne die damit verbundenen Emotionen „wählen“ zwischen den Möglichkeiten, die ihm das Leben anbietet, so wäre er glücklich und zufrieden, mit dem „was jetzt ist und was kommen mag“. Denkt er nicht unnötig darüber nach, was „schlecht und gut“ war und macht er sich keine Sorgen um das, was in Zukunft sein könnte, so hätte er keine Probleme. Wir sollten dabei Eines beachten: Die Befreiung erfolgt nicht indem wir sinnlos dulden und leiden. Wir können ohne uns zu sorgen, ohne daraus ein Problem zu machen, unter sich anbietenden Entscheidungen auch für die Zukunft WÄHLEN. Das Schicksal bietet uns tausende Möglichkeiten und es macht keine Fehler, denn es ist Teil der allumfassenden Vollkommenheit.
Du brauchst nichts tun (Wu – Wei) die Tafel ist für alle überreich gerichtet. Du brauchst nur nach deinen individuellen Bedürfnissen zu wählen.
Doch das Drama setzt sich fort: Je heftiger die Ablehnung, der Ärger, das Selbstbedauern
desto stärker klebt der Mensch gedanklich an der Vergangenheit. Je mehr ihm etwas
gefallen hat, desto lebhafter begehrt er es und wünscht, es in der Zukunft zu bekommen.
Je mehr ihm etwas missfällt, desto mehr Angst entwickelt er, dass die Zukunft ihm
solches bringen wird. Das ist die Ursache der ständig im Gehirn um Vergangenes und
Zukünftiges kreisenden Gedanken. Kreisende Gedanken vertreiben den Menschen aus seinem
ursprünglichen Frieden und seiner Glückseligkeit. Fast bei allen Menschen hat sich
das oben erwähnte „Computer-
Mit der Bewertung von „gut“ und „böse“, mit Widerstand gegen das, was ist und mit
dem Begehren von dem, was nicht ist, entsteht ein vom universellen Geist getrenntes,
künstliches Wesen namens „Ego“. Doch auch dieses Ego ist Teil der allumfassenden
Vollkommenheit. Über die wichtige Mission des Egos und die Befreiung unterhalten
wir uns näher im kommenden Essay-